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Persönlichkeiten

Peter Riner; 1911 - 1986, eine ausserordentliche Persönlichkeit, die das Dorfgeschehen im 20 Jh. nachhaltig beeinflusst hat

Peter Riner unterrichtete von 1933 bis 1976 an der Zeininger Schule als Lehrer an der Mittelstufe und als Sekundarlehrer. Alle in dieser Zeitspanne schulpflichtigen Zeininger haben während durchschnittlich zwei Jahren seinen Unterricht genossen. Er war kein fader Lehrer. Aus einer Mischung natürlicher Begabung mit gelernter Methodik heraus hat er seine Schüler mit dem Lesestoff und mit anderen Dingen aus dem täglichen Leben konfrontiert, bald erzählend, bald zuhörend, bald hart fordernd, immer einfach und klar, verbindlich und überzeugend. Er hat seine Schüler eingeschätzt und ihnen nach dieser Einschätzung ihren Weg gewiesen und für sie beruflichen Erfolg gesucht. Dabei hat er sich für sie eingesetzt. Es war deshalb nicht verwunderlich, dass er sich eine Zeitlang nebenamtlich auch als Berufsberater betätigte.

Peter Riner war ein Bürger, dem die Probleme unserer Gesellschaft nicht gleichgültig waren; er nahm die Einladung unseres Staatswesens zur Mitbeteiligung und Mitgestaltung bei der Lösung dieser Probleme ernst. Diese positive Grundeinstellung zu unserem Staatswesen war ausgeprägtes Merkmal seiner Person und verlieh seinem Schaffen eine eigene Dynamik. Kaum als Lehrer gewählt, hat er sich als Sportbegeisterter sehr für den Bau der Turnhalle im Mitteldorf eingesetzt. Seine besondere Leidenschaft für den Fussball vererbte er auch seinem Sohn Rolf, geb. 1951, welcher das Handwerk beim FC Basel erlernte. Dieser schaffte es bis in die erste Mannschaft des FCB, wo er einige Jahre als begabter Stürmer spielte. Später wechselte er zu welschen Clubs.

Von 1961 bis 1978 gehörte Peter Riner als Mitglied der CVP-Fraktion dem aarg. Grossen Rat an, war in dieser Zeit Mitglied von insgesamt vier ständigen Kommissionen und zwölf Spezialkommissionen des Grossen Rates. Dabei hat er sich vor allem mit gesundheitlichen Fragen, etwa in der damaligen Spitalkommission, und in bildungspolitischen Fragen, aber auch mit regionalen Problemen des Fricktals, etwa in der Kommission für Fluorschäden, auseinandergesetzt. Er hat es verstanden, den Willen seiner Wähler zu interpretieren und diesen in der Öffentlichkeit mit einer ihm eigenen Mischung von Sachlichkeit und Nachdruck vorzutragen. In Zeiningen hat er sich massgeblich dafür eingesetzt, dass das Dorf eine Arztpraxis bekam. Behörden, Institutionen und Vereinen von Zeiningen war Peter Riner ein Ratgeber und Mahner, dessen Meinung immer grosses Gewicht fand. Er stellte seine Kräfte zur Verfügung als Mitglied und Präsident des Aufsichtsrates der Raiffeisenkasse Zeiningen, als Präsident der Konsumgenossenschaft Zeiningen, als Präsident der Kirchenpflege und als Synodale der römisch-kathol. Landeskirche und arbeitete in gemeinnützigen und kulturellen Organisationen inner- und ausserhalb von Zeiningen mit. Er war Mitglied verschiedener Vereine wie des Turnvereins, der Männerriege, des Schützenvereins, des Fussballclubs, deren Tätigkeiten er mit Leidenschaft verfolgte oder erfolgreich selbst betrieb. In unzähligen Berichten schilderte er als Korrespondent verschiedener Zeitungen das Dorfgeschehen. Als Anerkennung für seine Verdienste um das Dorfleben von Zeiningen wurde Peter Riner 1971 das Einwohner- und ehrenhalber das Ortsbürgerrecht verliehen. Richtschnur und Massstab für sein Denken und Handeln waren letztlich christliche Grundsätze, die er in der christlichen Tradition und Lehre überliefert fand. Es war für ihn deshalb folgerichtig, seine politischen Aktivitäten in den Rahmen der CVP zu stellen, Bereits 1943 trat er in die Partei ein. Er diente der Ortspartei während langer Zeit als unermüdliches Vorstandmitglied und präsidierte während vierzehn Jahren die CVP-Bezirkspartei Rheinfelden. Peter Riner verstarb im Jahre 1986. 

Persönlichkeiten
Peter Riner (dritter von links) inmitten der damaligen Lehrerschaft (um 1950)

 

Hans Schneider; ein konsequenter Kämpfer gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst

Motor-Columbus entwarf in den 60er-Jahren das Kernkraftwerk Kaiseraugst angesichts des steigenden Stromverbrauchs in der Schweiz. Um diesen Bedarf möglichst schnell zu decken, wurde versucht, die Bewilligungsverfahren des Projektes schnell voranzutreiben. Das Kraftwerk hatte eine Planungszeit von über 20 Jahren hinter sich. Die Kosten des Projekts betrugen letztlich 1,3 Milliarden Schweizer Franken. Im Mai 1970 trat mit dem Nordwestschweizer Aktionskomitee gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst (NAK), später bekannt als Nordwestschweizer Aktionskomitee gegen Atomkraftwerke (NWA), schweizweit erstmals auch eine organisierte Opposition gegen den eingeleiteten Bau von Atomkraftwerken auf den Plan. Die spektakulärste Aktion war 1975 eine elf Wochen andauernde Besetzung des Kaiseraugster Baugeländes durch anfänglich rund 15'000 Personen. Schliesslich scheiterte das Projekt am erbitterten Widerstand der regionalen Bevölkerung und von Umweltschutzkreisen. 1988 wurde das Projekt endgültig fallen gelassen.

Einer der Anführer der Opposition gegen das Kernkraftwerk Kaiseraugst war der Zeininger Hans Schneider. 1985 wurde er auf der Liste der SP in den Grossen Rat gewählt. Obschon er damals noch nicht sehr lange der Sozialdemokratischen Partei angehörte hatte, war es nicht verwunderlich, dass er die Wahl wegen seiner Bekanntheit als KKW-Gegner glänzend schaffte. Als „Atom-Schneider“ hatte er dann allerdings ennet des Juras anfänglich keinen leichten Stand. Dort hatte man zu jener Zeit für die „starrköpfigen Unterfricktaler“ kein Verständnis und hegte starke Vorurteile. Als Hans Schneider zum Beispiel in die Justizkommission gewählt werden sollte, wehte ihm deshalb ein eisiger Wind entgegen. Man griff ihn verbal stark an und verhinderte seine Wahl. Später, als man erkannte, dass er in vielen Dingen Brücken bauen wollte und konnte, revidierten viele Ratsmitglieder ihr Urteil radikal. Hans Schneider bewies während seiner Grossratstätigkeit seine Fähigkeiten in folgenden Kommissionen: Energiekommission (1985-1993), Bau- und Planungskommission (1988-1994; 4 Jahre Präsident), Neu- und Umbau Pestalozzistift Olsberg (1985), Regierungsprogramm-Kommission (1985, 1989), Landwirtschaftsgesetz (1987), Revision Baugesetz (1990), Kant. Richtplan (1994; Präsident). Hans Schneider war in den 1990er-Jahren zum Planungs- und Bauspezialisten des Grossen Rates geworden. Die souveräne Führung der wichtigen, arbeitsintensiven Bau- und Planungskommission rang allen politischen Freunden und Gegnern grosse Achtung ab. Ausgerechnet kurz vor dem Zieleinlauf der Richtplanung musste er aus gesundheitlichen Gründen 1996 das Handtuch werfen.

In der Gemeinde Zeiningen wirkte Hans Schneider zehn Jahre als Schulpflegepräsident und beschäftigte sich mit Fragen der Ortsplanung. Er war auch Mitglied der Kulturkommission und der Finanzkommission. Als der Regierungsrat des Kantons der bei der vorletzten Zonenplanrevision (1988/1989) die Auszonung der in der 2. Bauetappe gelegenen Gebiete „Duppeli/Ritzhans“ und „Steinacker (Nussbaumweg) verlangte, setzte sich Hans Schneider als Präsident der grossrätlichen Bau- und Planungskommission dafür ein, dass dieser Entschluss, welcher für die Gemeinde und die betroffenen Grundeigentümer erhebliche finanzielle Folgen nach sich gezogen hätte (materielle Enteignung), nicht in die Tat umgesetzt wurde. Dank seiner guten Beziehungen zum Baudirektor und mit Hilfe seiner drei Zeininger Grossratskollegen, dem Grossteil der Fricktaler Grossräte und insbesondere auch Gemeindeammann Hans-Beat Schmid brachte er zustande, dass der Kanton auf diese Forderung verzichtete. Einen Grosseinsatz leistete er trotz angeschlagener Gesundheit auch als Präsident der Baukommission „Schul- und Sportanlage Brugglismatt 2“. Seiner beruflichen Erfahrung als Leiter von grossen Bauprojekten und seinem unermüdlichen Schaffen war es zu verdanken, dass Zeiningen die langersehnte teilbare Sporthalle zusammen mit einem neuen Schulhaus verwirklichen konnte. Für seine Verdienste für die Gemeinde Zeiningen und die Region wurde ihm im Juni 2000 ehrenhalber das Ortsbürgerrecht von Zeiningen verliehen. Er verstarb am 31.März 2016.

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Hans Schneider

 

Roland Brogli,  Regierungsrat

Am 26. November 2000 wurde unser Mitbürger Roland Brogli als Vertreter der CVP in den Aarg. Regierungsrat gewählt. Als Brogli am Abend des Wahltages in Zeiningen auftrat, wurde er mit Standing-Ovations empfangen – ein bisschen auch, weil angesichts der beschränkten Anzahl Sitzplätze in der Zeininger Mehrzweckhalle eine Stehparty gefeiert wurde. Doch auch ohne Stühle gab es für die sich Kopf an Kopf drängende Festgemeinde genug zum Festhalten: Zeininger Wein in drei Farbtönen, Speckgugelhopf, Zopf, Käse, Schinkengipfel, Minipizze, Chäschüechli frisch aus dem Ofen – mega lecker -, Glückwunschbotschaften via Mikrofon und vor allem natürlich Roland und Rosmarie. Er strahlte – was denn sonst – aber sie eher ernst! Was Rang und Namen hat in der Aargauer CVP war da: Von Nationalrat Melchior Ehrler bis zu Aki Senn, Präsidentin der CVP-Frauen, von rund einem Dutzend Grossräten bis zu Landammann Peter Wertli. Besonders angenehm stach eine Dame in schöner Tracht ins Auge. Nicht eine Fricktaler-, nein die Freiämter Festtagstracht war es und ihre Trägerin war Bernadette Brogli, gebürtig aus Oberlunkhofen und aufgewachsen in Bünzen. Sie ist die in Kaiseraugst wohnhafte Schwägerin von Roland Brogli. Für die Verpflegung und deren Nachschub war der einheimische Kochclub zuständig, als Tafelmayor amtete Bernhard Stutz. Er durfte Rednerinnen und Redner sozusagen am Laufmeter ankündigen. Die gaben dem Fest viel Würze – denn sie befleissigten sich allesamt der Kürze. Selbst der Präsident der Schweizerischen CVP, Adalbert Durrer, liess es sich nicht nehmen, dem Neugewählten persönlich zu gratulieren. Direkt von der telegenen „Elefantenrunde“ im Leutschenbach kam er nach Zeiningen, stolz, locker, lachend: „Kein Problem, das Fricktal liegt ja am Weg von Zürich in die Innerschweiz“ und der Aargau hatte erstmals 2 CVP-Regierungsräte.

Landammannfeier für Roland Brogli, 2004

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Zeininger Bürger und Einwohner zum Regierungsoberhaupt des Kantons Aargau gewählt wird. Ein Ausschuss – von der CVP-Ortspartei zusammengestellt und von Bernhard Stutz geleitet - bemühte sich, um zu Ehren unseres Landammanns Roland Brogli einen in guter Erinnerung bleibenden Anlass zu organisieren. Für diesen wichtigen Tag war zwar schlechtes Wetter vorhergesagt. Doch als Roland Brogli mit seiner Gattin Rosmarie in einer Kutsche bei der Post vorfuhr, da konnten sie mit der Sonne um die Wette strahlen. Die Musikgesellschaft führte den Festumzug an; dahinter folgten zahlreiche Delegationen von Vereinen und die stolzen Einwohner von Zeiningen. Fahnenschwingend ging es vorbei an blumengeschmückten, beflaggten Häusern bis zum Schulhaus Brugglismatt. Dort erwarteten weitere Festteilnehmer mit Apérogläsern und –Häppchen in den Händen, gespannt den Ehrengast. Viele hundert Hände durfte Roland Brogli schütteln. Die Musikgesellschaft und die Guggenmuusig gaben einige Vorträge zum Besten, bevor der von einer schweren Krankheit noch etwas geschwächte Landammann das Wort ergriff. „Bald werde er wieder der alte Roland sein“ meinte er. „Ich begegne euch als Repräsentant des Kantons Aargau, aber auch als Zeininger und Fricktaler. So kann das kommende Jahr auch eine Chance sein, Fricktal und Aargau zusammen wachsen zu lassen“ meinte Roland Brogli. „Gute Politik ist nur mit dem Volk möglich. Ich freue mich auf viele Begegnungen, heute und das ganze Jahr“, meinte Brogli.

Nach dem Apéro mit der ganzen Gemeinde spazierten die geladenen Gäste in die Mehrzweckhalle Mitteldorf zum offiziellen Festakt. Der gesamte Regierungsrat, mehrere Grossräte, die Zeininger Gemeindebehörde, zahlreiche Vertreter Fricktaler Gemeinden und Ständerat Maximilian Reimann hatten sich eingefunden. Nach einer Rede überreichte der scheidende Landammann P. Beyeler seinem Nachfolger die goldene Landammann-Uhr. Eine gute Mischung aus politischen Reden (u.a. auch von Frau Gemeindeammann Hilde Bans), musikalischen Einlagen von Musikgesellschaft, Singkreis, Männerchor, Jugendmusik, Malaikas, humorvolle Sketche und ein mehrgängiges, wohlmundendes Menü liess den schönen Abend viel zu schnell vergehen.

Im November des gleichen Jahres wurde Roland Brogli für eine weitere Amtsperiode als Regierungsrat ehrenvoll wiedergewählt. Am 31.12.2016 trat er nach 16jähriger Amtszeit in den Ruhestand.

Tod von Roland Brogli

Kurz nach seiner Pensionierung ist Roland Brogli, der während 16 Jahren Mitglied der Aargauer Regierung und 2 Mal Landammann war, am 12. Juni 2017, einen Tag nach seinem 66. Geburtstag, überraschend an einer Hirnblutung gestorben. Noch in der Schäsli-Ausgabe 2016 erklärte er im Interview, dass er sich – jetzt, wo er Zeit habe – freue, noch mehr Menschen in seinem Dorf kennen zu lernen. Die Nähe zu den Menschen und das Wohl der Gesellschaft waren dem engagierten Politiker auch während seiner Amtszeit immer sehr wichtig. In seinem verdienten Ruhestand wünschte er sich, das Leben zusammen mit seiner Frau Rosmarie und seiner Familie noch von einer anderen Seite zu geniessen. Leider ist es nicht so gekommen. Ein grosser Zeininger, Fricktaler und Aargauer hat uns für immer verlassen. 

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Roland Brogli

 

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