Antike: Rauracher, Römer, Alemannen
Um 300 – 100 v. Chr. (Eisenzeit) wanderten bei uns die Rauracher – ein keltischer Volksstamm – ein. Auch die benachbarten Tiguriner und Helvetier waren Kelten. Mit diesen beiden Volksstämmen zogen die Rauracher 58 v. Chr. gegen Südwesten, um eine wärmere und fruchtbarere Heimat zu finden. Sie wurden aber von den Römern unter Julius Cäsar bei Bibrakte in Südfrankreich vernichtend geschlagen. Arg dezimiert kehrten sie in die alte Heimat zurück, wo sie als römische Untertanen ihr Dasein fristeten.
Die Römer
Bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. wurde danach das gesamte Gebiet der heutigen Schweiz schrittweise ins Römische Reich integriert. Für unsere Gegend war dies ums Jahr 58 v. Chr. der Fall. Im Mittelland wurden zur Sicherung der römischen Herrschaft zahlreiche römische Kolonien angelegt, die Sicherung der Rheingrenze und die Unterwerfung der Alpenvölker im Wallis und in Graubünden erfolgte spätestens bis zum Ende der Regierungszeit des Augustus (31 v. Chr.– 14 n. Chr.). Die Bevölkerung ernährte sich bis dahin in der Hauptsache von Jagd und Fischerei. Die Römer forcierten den Ackerbau, bauten Strassen (Römerweg) und Brücken. Sie befassten sich aber auch mit Kultur und Wissenschaft. Augusta Raurica (Kaiseraugst) zählte zur Blütezeit 40‘000 Einwohner. An der Landesgrenze errichteten die Römer Wachttürme (Kastelle), die miteinander durch Leuchtsignale während der Gefahrenzeiten in Verbindung standen. Bis Ende des 6. Jahrhunderts war die Bevölkerung heidnisch.
Römischer Gutshof
Wenn das Dorf selber einen alemannischen Namen trägt, so lassen doch verschiedene Flurteile und Funde mindestens auf einen römischen Gutshof an der westlichen Talseite (Bereich der heutigen Kirche) schliessen . Auch die rechteckige Gruppierung der Häuser rund um die Kirche lässt die Form eines römischen Gutshofes (sogenannte villa rustica) erkennen. Die Entwicklung des Dorfes in einer Talenge bot einerseits gewisse Schwierigkeiten in der Wahl der einzelnen Baustellen, andererseits die Vorteile der Schlüsselstellung für das hier beginnende Möhlintal (Tal des Möhlinbaches).
Werner Brogli berichtet im Zeininger Schäsli 1998: «Sicherlich führte die Römische Fernstrasse von Augusta Raurica nach Vindonissa recht nahe am Dorf vorbei. Ja, bis zum Bau der Autobahn in den frühen Siebziger-Jahren mit seinen grossen Veränderungen des Wegnetzes, wurde die alte Römerstrasse gerne als schnellste Verbindung von Zeiningen nach Rheinfelden benutzt. Es war der beliebte Weg der Frauen, wenn sie mit ihren „Schesen“ voller Gemüse und Früchte zum Rheinfelder Markt fuhren. ( ……). An dieser römischen Fernverbindungsstrasse, die als Handelsweg und für die militärische Beherrschung des Reiches von grosser Bedeutung war, muss im „Grändel“ ein ansehnliches Gebäude gestanden haben. (……) Vielleicht war es eine sogenannte mansio, eine Verpflegungsstation oder sogar Unterkunft für Reisende. Im Jahre 1974 stiess ich erstmals auf römische Funde im „Grändel“. (……)»
Die Alemannen
Nach der Römerherrschaft vermischten sich die Rauracher (romanisierte Rauriker) unserer Gegend mit den kriegerischen Alemannen, welche von Norden her eindrangen. Sie wurden aber immer wieder zurückgeschlagen. 213 n. Chr. gelang es aber diesen germanischen Kämpfern zum ersten Mal diesseits des Rheins festen Fuss zu fassen. Über 100 Jahre dauerten die gegenseitigen Kämpfe mit wechselndem Kriegsglück. Immer schwächer wurde indessen die Abwehrkraft des zerfallenden Römerreiches. Die Neuangekommenen waren in grosser Mehrheit. Während der römischen Besetzung war bei unserer Bevölkerung hauptsächlich Lateinisch vorherrschend. Die einbrechenden Alemannen behaupteten aber ihre Deutsche Sprache, sodass die immer kleiner werdende lateinisch sprechende Minderheit diese auch annahm. Die Landnahme spielte sich so ab, dass ein adliger Häuptling, der mit seinen Untertanen eine Wandergemeinschaft gebildet hatte, einen Herrenhof erbaute. Um den scharten sich die Hütten-Bauern (d.h. die zum Verbleiben auf dem Boden des Herrn verpflichteten Untertanen), und gründeten so eine neue Siedlung. Um das Jahr 400 musste die römische Regierung ihre Truppen am Rhein zurückziehen, damit sie die Verteidigung Italiens übernehmen konnte, das an der Ostgrenze von den Ostgoten bedroht wurde. 472 n.Chr. nahmen die Alemannen dauernd Besitz von unserem Gebiet. Sie vermischten sich mit der ansässigen Bevölkerung und wurden im Laufe der Jahrhunderte zu den heutigen Fricktalern. Alles Römische war ihnen zutiefst verhasst. Sie brannten die römischen Gutshöfe erbarmungslos nieder und errichteten zahlreiche verstreute Einzelsiedlungen. Die Alemannen waren kräftig und grossgewachsen. Sie besassen einen ungeheuren Freiheitsdrang und wollten deshalb auch nicht eng beisammen in geschlossenen Siedlungen wohnen. Sie durchstreiften mit Vorliebe die ausgedehnten Wälder und erlegten mit ihren primitiven Waffen, gepaart mit allerlei List, zahlreiche Tiere des reichhaltigen Wildbestandes. Neben Jagd und Fischerei betrieben sie fast gezwungenermassen etwas Ackerbau und Viehzucht; die wenigen gerodeten Waldflächen waren nicht besonders ertragreich. Die Alemannen konnten sich nicht lange ihrer Herrschaft freuen. Wiederholt zogen die Franken in unser Land, wurden aber immer wieder zurückgeschlagen, bis sie sich unter ihrem König Chlodwig um das Jahr 496 n. Chr. im Fricktal festsetzen konnten. Chlodwig schuf nun auch im Fricktal die Gaueinteilung. Jeder Gau hatte an der Spitze einen Gaugrafen, der das Gericht präsidierte. Schon die Alemannen hatten eine Gauverfassung im militärischen Sinne. Das Heer zerfiel in Tausend-, Hundert- und Zehntschaften mit je einem Führer an der Spitze.