Russlands Krieg in der Ukraine - Zeiningen heisst ukrainische Flüchtlinge willkommen
Die Ukraine ist nach Russland der flächenmässig grosste Staat in Europa, in dem 434 Millionen Menschen leben. Seit der Unabhängigkeitserklärung im Dezember 1991 steht das Land vor den grössten Herausforderungen seiner jüngsten Geschichte. Die Entwicklung in der Ukraine erregte in den vergangenen Jahren international Besorgnis und führte zu einem Tiefpunkt der russisch-westlichen Beziehungen. Im Frühjahr 2021 ist der 2013/2014 begonnene Konflikt um die Ukraine wieder aufgeflammt. Russland hatte an den Grenzen zur Ukraine mit einem massiven Truppenaufmarsch begonnen; bis Februar 2022 wurden sukzessive 150‘000 Soldaten zusammengezogen. Mit der Anerkennung der Separatistengebiete Donezk und Lusansk als unabhängige Staaten und der Militäroffensive in der Ukraine hat Präsident Wladimir Putin die diplomatischen Bemühungen abgebrochen und einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg an das Land erklärt.
Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges haben Millionen von Menschen in Europa Zuflucht gesucht. Über 70’000 sind in die Schweiz geflüchtet, wo beinahe die Hälfte bei Gastfamilien eine Unterkunft gefunden hat. Das Zeininger Schäsli 2022 berichtete über die Situation bei zwei Gastgeberfamilien in Zeiningen:
Die Familie Roland Bruni und Jacqueline Marturana, Juchgasse 20, beherbergte für 3 Monate die Familie Andriy, Olya und Svyat Maygutyak aus Irpin, einer Vorstadt von Kiew. Wegen des Kriegsgeschehens in ihrer Heimatstadt konnten diese aus ihren Ferien auf einer Insel im Indischen Ozean nicht mehr nach Hause zurückkehren. Mittlerweile hat die Familie in Zeiningen Fuss gefasst und wohnt in einer Wohnung an der Haldengasse. Der Ehemann hat eine Vollzeitstelle in Liestal und die Ehefrau, eine Fotografin, bietet Fotoshootings an. Der Sohn besucht nach einem halben Jahr Eingliederungsklasse mit anderen ukrainischen Kindern in Möhlin die erste Klasse im Brugglismatt-Schulhaus. Die Familie betont: „Wir haben sehr viel Unterstützung von unserer Gastgeberfamilie aber auch von der Schule und der Gemeinde erhalten.“
Die Bedrohung durch einen Staudammbruch und das anhaltende Heulen des Luftalarms veranlasste die alleinerziehende Mutter Juliana Sardak und ihren 12-jährigen Sohn Vadym zur Flucht aus der Heimat. Über Spanien gelangten sie in die Schweiz und schliesslich nach Zeiningen, wo sie bei Kathrin Pavlu an der äusseren Mühlegasse das Studio im 1. Stock beziehen konnten. Als die beiden ankamen sprachen sie kaum Englisch und kein Deutsch. Zuerst besuchte Vadym die Schule in Zeiningen, via Fernunterricht folgt er zusätzlich dem Unterricht in der Ukraine. Später musste er in die Oberstufe Möhlin wechseln, wo er von einer ukrainischen Lehrerin unterrichtet wird. Juliana arbeitet in der Oberdorfapotheke in Möhlin. Bei Frau Pavlu lernten Mutter und Sohn deren Pferde kennen und lieben. Kathrin Pavlu sagt: „Juliana und Vadym kamen als Flüchtlinge, ich bin Gastgeberin. Aber diese Begriffe sind für uns irrelevant. Wir sind uns begegnet als Menschen, kommunizieren auf Augenhöhe, aber befinden uns in ganz unterschiedlichen Situationen. Ich bin bis heute sehr glücklich, sind Juliana, Vadym und 2 Kätzchen gekommen und wohnen mit mir unter einem Dach.“ Juliana meint, ohne Kathrin wäre alles viel schwieriger. Ihre Unterstützung bedeute Vadym und ihr sehr viel. (Quelle: Schäsli 2022).