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Faul- und Nervenfieber

1814
(Quelle: unbekannter Chronist): 1814 war ein besonders einschneidendes Jahr. Die Ernten waren nicht sehr ergiebig. Häufige Durchmärsche und Einquartierungen der gegen Frankreich kämpfenden verbündeten österreichischen, russischen und preussischen Truppen sowie Missernten, führten in unserer Gegend zu grosser Not. Zeiningen musste zwischen Dezember 1813 und Juni 1814 insgesamt 10‘718 Mann, 210 Offiziere und 5‘295 Pferde verpflegen, welche 15‘498 Rationen Haber und Korn, 12‘685 Rationen Heu und 20‘264 Rationen Stroh beanspruchten. Dazu wurden 6 Klafter Holz, 110 Kerzen und 324 Fuhrtage benötigt. Die Entschädigung von 1‘375 Franken, welche die Verbündeten hierfür leisteten, reichte nicht einmal aus für das Stroh, welches die Pferde zertraten. Die Einquartierungen hatten auch zur Folge, dass das Heu erst Ende Juli eingebracht werden konnte.
Ein Trainsoldat war mit einer epidemischen Krankheit (Nervenfieber) befallen, welche sich im Dorf bald ausbreitete und in den Monaten Februar und März wütete. 130 Erwachsene und 88 Kinder – teils ganze Familien - verstarben hier an dieser schlimmen Seuche. Es gab Vormittage, an denen nach dem üblichen „Betzeitläuten“ 3 – 4 „Endläuten“ ertönten und 3 – 4 Leichen zu Grabe gelegt werden mussten. So starben beispielsweise von der Familie Joseph Wunderlin, Drechsler – sie wohnte gegenüber dem Gasthauses Adler – die Eltern und 5 erwachsene Söhne und Töchter. An dieser Krankheit verstarb auch der damalige „Hirschenwirt“, Joannes Guthauser (vgl. Schäsligeschichte „Gasthaus Hirschen“). Wegen der vielen Bestattungen wurde der Friedhof, welcher um die Kirche angelegt war, zu klein und es sollte auf Weisung der Regierung eine neue Begräbnisstätte ausserhalb des Dorfes angelegt werden. Nach langer Standortsuche wurde der neue Friedhof im Jahre 1830 am jetzigen Standort „Brugglismatt“ feierlich eingeweiht. (siehe auch Bericht über die «Einweihung des neuen Gottesackers am 14. November 1830»)

Ein anderer Chronist schreibt ergänzend zu diesem schrecklichen Ereignis: „(....) dass die Bürger zur vermeintlichen Abhilfe gegen das „Nervenfieber“ eine Wallfahrt nach Maria Einsiedeln beschlossen. 140 Personen machten sich am 18. Juli unter Teilnahme von Pfarrer Bürge mit einer 20 Pfund schweren Wachskerze für das Gnadenbild auf den Weg. Die Teilnehmer waren überzeugt, dass das Gebet erhört worden sei. Die Gemeinde hat die Kosten für die Schifffahrt auf dem Zürichsee sowie den jeweiligen Brückenzoll da und dort bezahlt.“
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